Zwischen Big-Data-Goldgräberstimmung und der Notwendigkeit ethischer Standards

Zwischen Big-Data-Goldgräberstimmung und der Notwendigkeit ethischer Standards

Forschungsrat und TU Graz luden zur Podiumsdiskussion „Ethische Herausforderungen im Digitalen Zeitalter: Anforderungen an den Hochschulsektor und die Wirtschaft“. Im Bild v.l.n.r.: Martin Mössler, Claudia von der Linden, Roswitha Wiedenhofer, Petra Schaper-Rinkel und Markus Hengstschläger

„Digitale Kompetenzen“ und der „Umgang mit Daten“ waren die zentralen Themen der Podiumsdiskussion „Ethische Herausforderungen im Digitalen Zeitalter: Anforderungen an den Hochschulsektor und die Wirtschaft“, die gestern vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) gemeinsam mit der Technischen Universität Graz veranstaltet und von Markus Hengstschläger, stellvertretendem Vorsitzenden des RFTE, moderiert wurde.

So etwa betonte die Vizerektorin der TU Graz, Claudia von der Linden, dass „unsere Gesellschaft den digitalen Wandel nur dann meistern können wird, wenn die Hochschulen die Studierenden mit den richtigen Kompetenzen ausstattet“, wozu eben gerade auch jene im Zusammenhang mit der Digitalisierung gehören. Gleichzeitig brauche es aber auch wieder verstärkt „die Fähigkeit zum kreativen und kritischen Denken, sowie eine gewisse Fehlerkultur.“

Petra Schaper-Rinkel, Vizerektorin der Universität Graz, erklärte weiters: „In Europa stellen wir zahlreiche Daten frei zur Verfügung, haben aber keine digitale Plattform, wo wir auf Basis unseres Demokratieverständnisses entscheiden können, wie und wozu wir diese Daten verwenden. Wir brauchen folglich eigene Infrastrukturen, die unsere ethischen Ideen in Europa umsetzen.“

Claudia von der Linden ergänzte: „Wenn Innovationen in Europa stattfinden, können wir die Ethik in der Digitalisierung auch durch aktive Gestaltung fördern“. Neben starren Richtlinien könne man auch „bestehendes Wissen in Europa einsetzen, um die digitale Welt selbst zu gestalten“, sodass unsere „ethischen Werte und Vorstellungen automatisch Einzug in die Digitalisierung“ und deren Infrastrukturen halten.

Die Bedeutung des inter- und des transdisziplinaren Ansatzes betonte Roswitha Wiedenhofer von der Fachhochschule Joanneum. Darüber hinaus könnte ihrer Ansicht nach aber auch ein „Digitaler Ethikrat“ helfen, die aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung in Österreich erfolgreich zu bewältigen.

Martin Mössler, Geschäftsführer des Science Park Graz, plädierte für einen „Marktplatz für Daten, der wettbewerbsorientiert und nicht monopolisiert ist“ sowie für eine „mutig vorgehende regulierende Politik, die allerdings auch nicht über-regulieren darf“. Tatsächlich könne, so Mössler, „das Geschäftsmodell der Daten auch für Universitäten neues Potenzial bergen“, wozu es seiner Ansicht nach jedoch einer Neuaufstellung der akademischen Institutionen bedürfe.

Hintergrund

Der durch den Digitalen Wandel – Stichwort Big Data und Künstliche Intelligenz – ausgelöste rasante Fortschritt in vielen wissenschaftlich-technischen Bereichen bietet enorme Chancen für den österreichischen Forschungs-, Technologie- und Innovationsstandort. Gleichzeitig bedeutet er aber auch massive Herausforderungen für nahezu alle Lebens- und Arbeitsbereiche und wirft eine Reihe von neuen gesellschaftspolitischen und ethischen Fragen auf, die unser bisher bekanntes Wertegerüst grundlegend in Frage stellen.

Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat daher bereits im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach im August einen Diskussionsprozess initiiert. Mit der Präsentation seiner Broschüre „Digitaler Wandel & Ethik“ (https://www.rat-fte.at/newsreader/digitaler-wandel-und-ethik.html) wurde ein erster Überblick zum Thema entlang konkreter Fragestellungen zu den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Bio- und Neurotechnologie sowie Gesundheit skizziert. Daran anknüpfend veranstaltet der FTE-Rat im ersten Quartal 2020 eine dreiteilige Veranstaltungsreihe in Wien, Graz und LinzDie erste Veranstaltung dieser Reihe fand am 21. Jänner in Wien zum Thema „Ethische Herausforderungen im Digitalen Zeitalter: Ein Auftrag für einen Digitalen Humanismus“ statt.

Podiumsdiskussion vom 11.2.2020 in Graz, veranstaltet vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung und der Technischen Universität Graz: „Ethische Herausforderungen im Digitalen Zeitalter: Anforderungen an den Hochschulsektor und die Wirtschaft“

Einführende Worte und Moderation:

  • Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger (Stv. Vorsitzender des FTE-Rates, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien)

Das Podium:

  • DI (FH) Claudia von der Linden, MBA (IMD) (Vizerektorin für Digitalisierung und Change-Management der Technische Universität Graz)
  • Mag. Martin Mössler, MSc (Geschäftsführer des Science Park Graz, ESA BIC General Manager und ESA IAP Austria Ambassador)
  • Univ.-Prof.in Dr.in Petra Schaper-Rinkel (Vizerektorin für Digitalisierung der Universität Graz)
  • Mag.a Dr.in Roswitha Wiedenhofer (Fachhochschule Joanneum – Abteilungsleiterin Forschungsorganisation & -services)

Quelle: Rat für Forschung und Technologieentwicklung DI Dr. Ludovit Garzik Geschäftsführer des Rates für Forschung und Technologieentwicklung / ots  //  Fotocredit: RFTE/Robert Frankl

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