Gosau’s längste Skitour

Gosau’s längste Skitour

Zwei junge Gosauer umrundeten Nonstop Ihren Heimatort auf Tourenskiern

Die Gosauer Christian Gamsjäger (32) und Christoph Vierthaler (26) haben letzte Woche bewiesen, dass in der Heimat große Abenteuer möglich sind. In einem Zug umrundeten die beiden Alpinisten Gosau auf Tourenskiern inklusive der Hauptgipfel des Tals und absolvierten dabei 80 km Wegstrecke und 7.850 Höhenmeter in 39 Stunden Nonstop. Eine bergsteigerische Leistung internationalen Niveaus.

Die fast unvorstellbare Leistung mit dem bescheidenen Arbeitstitel „Die Skitour“ ist nicht als Zufall entstanden. In über 30 Erkundungstouren mit etwa 50.000 Höhenmetern hat das Duo das eigene vorhandene Wissen über Locations und Möglichkeiten aufgestockt, akribisch verschiedenste Varianten geplant und das Material optimiert. Die genaue Route hat sich während der Tour ergeben und richtete sich nach den Schneeverhältnissen, Wetter und persönlicher Verfassung.

Der Plan zur Skitour ist nach und nach gewachsen, erläutert Gamsjäger.
„Die erste Idee einer Umrundung ist erst nach und nach durch viele Gespräche mit ortskundigen Alpinisten und durch eigene Erkundungen immer runder geworden, wir haben viele Möglichkeiten in Betracht gezogen, wollten dabei auch auf logische Gipfel und lässige Passagen nicht verzichten.“

Der wegen unsicheren Wetters mehrfach verschobene Start erfolgte am Donnerstag 21.3.2019 Schlag Mitternacht am Pass Gschütt auf 957 m in Richtung Hornspitz und Zwieselalm. Noch vor Tagesanbruch wurden die ersten Höhenmeter im Gosaukamm gemacht. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten die beiden Sportler im ersten großen alpinistischen Problem, dem Anstieg zur Großwand über eine felsdurchsetzte Steilrinne mit mehr als 50°. Nach 8 Stunden war der Gipfel der Großwand auf 2.415 m überraschend schnell erreicht.

Als Spezialist für Langstreckenläufe hatte Vierthaler dafür die Ausrüstung optimiert:
„Ich war ein bissl der Servicetechniker und Gewichtsoptimierer vor der Tour. Um bestmöglich vorwärts zu kommen haben wir Ski und Ausrüstung unterwegs zweimal getauscht, passend zum Gelände. Für das alpine Gelände hat aber Christian mit seinem Know How kompromisslos für die Ausrüstung gesorgt.“

Die Tour ging vom Gosaukamm mit einer langen Abfahrt rasch südwärts ins Dachsteingebirge weiter, die tiefwinterlichen Verhältnisse am Hochkesseleck erschwerten dabei den Zugang zum Gosaugletscher. Am Hohen Dachstein mit 2.995 m wurde nach 14 Stunden Gehzeit der höchste und südlichste Punkt der Tour erreicht, am Seethalerhaus gab es zur Belohnung die erste Pause. Käsekrainer und Gulaschsuppe statt Sportlernahrung musste es dabei sein, und zwar gleich in doppelten Portionen.

So gestärkt ging es durch die die Fels- und Schneewüste der Dachstein-Vorgipfel jetzt wieder nordwärts in den Sonnenuntergang hinein. Mit Anbruch der Dunkelheit wollten die nächsten Probleme gelöst werden. Der anspruchsvolle Anstieg auf den Plassen durch eine ausgesetzte Rinne wurde nach 23 Stunden um 11:00 Uhr nachts mit einem Handschlag am Gipfelkreuz beendet. Im extrem unwegsamen und steilen Abstieg über das Gosaueck musste dann das mitgeführte Seil mehrfach für Abseilpassagen herhalten.

Für Vierthaler war dies einer der schwierigsten Teile:
„Ich bin eigentlich Läufer, und diese extrem steilen Abfahrten und der dauernde Wechsel von alpinen Problemen im finsteren haben mich vor allem psychisch recht hergenommen. Christian hat aber immer auf mich geschaut, ohne ihn hätte ich viele Passagen schlichtweg nicht gepackt. “

Nach 28 Stunden wurde in der Gosaumühle auf 508 m der tiefste Punkt der Tour erreicht wurde. Der Tiefpunkt war auch moralisch erreicht, in stockfinsterer Nacht konnte nur eine längere Pause, warmes Essen und Zuspruch der Supporter den Aufbruch zu den noch bevorstehenden Höhenmetern versüßen. Angeschlagen, aber immer mit dem festen Willen, die Runde zu Ende zu gehen, bewältigte das Duo den langwierigen Aufstieg zum Hohen Kalmberg auf 1.833 m bevor es in letzten Abfahrten über den Russberg als letztem Gipfel zum Ausgangspunkt am Pass Gschütt ging.

Wie es geht, so lange wach und leistungsfähig zu bleiben, erzählt Gamsjäger:
„Die Mischung aus der Verantwortung und die Abfolge von einer Schlüsselstelle zur nächsten, aber auch das Adrenalin halten einen auf Trab. Erst auf den letzten einfachen Kilometern haben Körper und Geist Schritt für Schritt abgeschaltet. Klar ist: ohne Christoph war es nicht zu schaffen, die gegenseitige Motivation hat uns über die lange Runde getragen, alleine geht sowas nicht.“

Am Freitag 22.3.2019 um 15:00 Uhr nach genau 39 Stunden, davon nur etwa 2,5 Stunden Pausen, war das große Ziel erreicht. Gamsjäger und Vierthaler konnten sich mit der Gewalttour nicht nur einen Traum erfüllen, sondern haben sich mit der „Längsten Tagesskitour in Gosau“ auch ins alpinistische Geschichtsbuch der Dachsteingemeinde eingetragen.

Autor: Karl Posch

Bildnachweis:

Christian Gamsjäger und Christoph Vierthaler 2019 3 _ Bild Karl Posch _ LR.jpgvlnr: Christoph Vierthaler und Christian Gamsjäger.
Bild: Karl Posch

Christian Gamsjäger 2019 2 _ Bild Karl Posch _ LR.jpgChristian Gamsjäger (32)
Bild: Karl Posch

Christoph Vierthaler 2019 3 _ Bild Karl Posch _ LR.jpgChristoph Vierthaler (26)
Bild: Karl Posch

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Gamsjäger und Vierthaler beim Gipfelanstieg auf die Großwand Bild: Heli Putz/Outdoorleadership

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Christian und Christoph beim Anstieg auf den Hohen Dachstein über den Westgrat Bild: Heli Putz/Outdoorleadership

Gosauumrundung_Heli Putz_028_LR.jpgPulver nahe dem Hohen Trog im Dachsteingebiet Bild: Heli Putz/Outdoorleadership

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Am Löckerkogel, den Niederen Kalmberg schon in Sichtweite. Im Hintergrund Bad Goisern. Bild: Heli Putz/Outdoorleadership

Gosauumrundung_werbegams.at_017_LR.jpgAnstieg am Linzerweg zum Hochkesseleck
Bild: Werbegams

Gosauumrundung_werbegams.at_023_LR.jpgVierthaler und Gamsjäger am Gipfel des Hohen Dachsteins Bild: Werbegams

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Chrostoph Vierthaler am Gosauhals, im Hintergrund Hallstättersee und Sarstein Bild: Werbegams

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